WEEK 9
06.11.22
@
Raymond James Stadium
Tampa,Florida

Bounce-Back misslungen. Die Rams tief in der Krise!

Es läuft aktuell nicht rund in Los Angeles. Nach einem desaströsen Spiel gegen die 49ers kann das Team um Sean McVay auch in Tampa Bay nicht gewinnen. Ein Touchdown kurz vor Schluss von Tom Brady in einem Game, bei dem die Rams mal wieder eklatante Schwächen hatten, den Ball offensiv zu bewegen, stand sinnbildlich für den Verlauf der bisherigen Saison. Aufgrund der Niederlage sind die Playoffs aktuell in weite Ferne gerückt und trotz einiger Lichtblicke ist das Team aktuell ein Schatten von dem, was man, insbesondere in den Playoffs, in der letzten Saison zu sehen bekam.

Spielverlauf

Die Rams Offense startete wie gewohnt mit einem 3 and out, woraufhin die Bucs mit einem Field Goal antworteten. Nach Punts auf beiden Seiten sorgte Cooper Kupp für den ersten Score der Rams: Unser bester Receiver fing einen Pass von Stafford und trug ihn über 40 Yards weit in die Endzone. Nach vier weiteren Punts konnte das Rams Special Team dem Spiel den ersten Stempel aufdrücken, da Bobby Wagner einen Field Goal-Versuch im Stile von Troy Pohlamalu blickte: er timte den Anlauf perfekt, sprang über den Long Snapper, ohne ihn unerlaubt zu berühren und hatte dann leichtes Spiel, die Arme vor den Ball zu bekommen. Den anschließenden Drive konnten die Rams nicht zu Punkten ummünzen, weswegen die Bucs abermals zum FG trafen.

Nach der Halbzeitpause startete die Bucs Offense mit einem Punt und die Rams konnten mit einem Field Goal antworten. Nach zwei weiteren Punts und einem Turnover on Downs traf Matt Gay erneut ein Fieldgoal. Die Bucs konnten mit einem FG antworten, woraufhin die Rams abermals punteten, der anschließende Drive der Bucs, bei nur noch zwei Minuten auf der Uhr, wurde von der Rams Defense in sehenswerter Manier gestoppt. Jalen Ramsey erzwang bei 4th and 6 an der Goal Line eine incompletion, woraufhin die Rams Offense die Chance hatte, das Game zu icen. Jedoch wurden, auch aufgrund eines unverständlich frühen Slides von Cooper Kupp, nur 5 Yards und kein erneutes First Down erzielt, woraufhin bei 44 Sekunden auf der Uhr, die Bucs nochmal den Ball bekamen. Dies war zu viel Zeit für Brady, der bei First and Goal Cade Otton bediente, welcher in die Endzone zum TD lief und das Game für die Bucs gewann.

Was lief gut?

Offensiv war mal wieder Cooper Kupp ein Lichtblick. Mit 127 Receiving Yards und einem TD lieferte er als einziger in der Offense ab und ist für einen großen Teil der erreichten Yards verantwortlich. Außerdem hatte Alaric Jackson ein gutes Spiel. Der Backup LT ließ nur einen Pressure auf Stafford zu und machte seine Aufgabe sehr ordentlich, was mit einem PFF Grade von 85.6 belohnt wurde. Henderson hatte einige sehenswerte Runs und konnte immerhin für 56 Yards laufen.

Defensiv bestach vor allem die Laufverteidigung. Mit nur 51 Rushing Yards konnte man das Laufspiel der Bucs weitestgehend eliminieren. Wagner und Jones haben daher ein gutes Spiel gemacht. Troy Hill war ebenfalls ein Lichtblick in der Defensive. Er wurde achtmal angeworfen und ließ nur vier Receptions für insgesamt 13 Yard zu.

Was lief schlecht?

Wo sollen wir anfangen? Die Offensive der Rams ist aktuell historisch schlecht und erinnert an Jeff Fisher Zeiten. Gerade die Offensive Line konnte Stafford nicht adäquat beschützen: Er stand bei 38.7% der Snaps unter Druck. Hierbei ist vor allem Bobby Evans negativ aufgefallen. Ich weiß nicht, warum Evans wieder gestartet hat, obwohl Aboushi in den letzten Spielen solide war, allerdings ist Bobby Evans weiter davon entfernt, ein guter Starting Guard der Liga zu sein, als Schalke 04 von einer deutschen Meisterschaft im Fußball. Er ließ insgesamt 6 Pressures und 3 Sacks zu, was in einem PFF Blocking Grade von 13.6 mündete. Vita Vea zeigte ihm die Grenzen auf und so wurde das Passspiel der Rams immer wieder gestört und fand in keinen Rhytmus. Bis auf Cooper Kupp konnten auch die Anspielstationen von Stafford nicht brillieren. Den Rams fehlt es aktuell massiv an Speed auf der WR Position, den die Passempfänger können keine Separation kreieren, wodurch sich weniger offene Passfenster ergeben. Natürlich ist Stafford auch nicht frei von Schuld zu sprechen. Bei 2nd & Goal unterwarf er einen offenen Ben Skowronek in der Endzone, weswegen dieser den Ball zum Touchdown nicht fangen konnte und die Rams nur ein Field Goal erziehlten. Generell kann Stafford derzeit wenig Offense selbst kreieren und spielt nur dann gut, wenn die Umstände entsprechend passen. Das Laufspiel war, bis auf einige Aktionen von Henderson, ebenfalls nicht existent. Cam Akers ist ein Schatten seiner selbst und bringt der Offense aktuell keinen Mehrwert. McVay hat das Spiel durch fragwürde Entscheidungen ebenfalls mitgeprägt: Die Auswahl der Offensive Line hat das Spiel negativ beinflusst und warum Henderson, der der beste Running-Back der Rams ist, nicht mehr Spielzeit bekommt, weiß ebenfalls nur unser Headcoach. Zudem wirkt das Playcalling meist statisch und unkreativ und lässt vergangene Zeiten schmerzlichst vermissen.

Der Defensive ist hier grundsätzlich wenig vorzuwerfen. Derion Kendrick hatte einen gebrauchten Tag, allerdings kann man von einem sechstrunden-Rookie auch nicht erwarten, dass er die starken Bucs WR über ein ganzes Spiel lang abmeldet. Tampa Bay bei 16 Punkten zu halten ist eine gute Leistung, allerdings muss sich Raheem Morris hier auch einige Fragen gefallen lassen. Dadurch, dass die DBs extrem soft in ihren Zonen sitzen, kam sie nicht vom Feld und wurde so zunehmends ausgelaugt. Durch kurze Pässe wurde der Rams Pass Rush ermüdet und konnte, gerade am Ende, das Spiel nicht entscheiden.

Man of the Match

...geht zähneknirschend an Tom Brady, der mit einem Game Winning Drive im vierten Quarter die Bucs zum Sieg führen konnte.

Play of the Game

...war das geblockte FG von Bobby Wagner.

Fazit

Die Rams sind aktuell kein Playoff Team und bekommen ein Stück weit die Quittung, für die aggressive Vorgehensweise in den letzten Jahren. Es sind - teils auch verletzungsbedingt - zu viele Baustellen im Roster, wodurch das Team dieses Jahr an unterschiedlichen Stellen Probleme hat. Das Game hat mal wieder gezeigt, dass die Rams Offensive weit weg von dem ist, was sie eigentlich leisten kann. Wenn sich das in den nächsten Spielen nicht schlagartig ändert, werden die Playoffs trotz der schwächsten NFC seit einiger Zeit nicht erreicht. Nächsten Sonntag geht es zu den Cardinals, beim NFC-West Kellerduell in Phoenix.